Transformation der Agenturen: Produktifizierung als Lösung (Teil4)
Vom Projektgeschäft zum Produktgeschäft – auch andere Experten sehen den Wandel voraus. Doch welche Produkte, welche Lösungen anbieten? In meinem vierten und letzten Teil biete ich Ihnen einen schnellen Überblick.
Mit Produktifizierung zum Technologieunternehmen
Die These, dass sich das Projektgeschäft perspektivisch zum Produktgeschäft transformiert, wird von Experten gestützt. Im Digitalmarkt wird eine Entwicklung von der Agentur zum Technologieunternehmen erfolgen. Namhafte Kapitalgeber wie Tomasz Tunguz sind überzeugt, dass in der Produktifizierung die Zukunft des Mittelstandes liegt. In seinen „5 Predictions for 2021“ formuliert er die These, dass hier das meiste Potenzial zur Bedienung der großen Kunden liegt, weltweit. Mehr noch ist er überzeugt, dass die Produktifizierung nicht unwesentlich ist für das weitere erfolgreiche Bestehen am Markt, indem sie für schnellere Verkaufszyklen, höhere ARR (Annual Recurring Revenue) pro Mitarbeiter und schnellere Kundenexpansion sorgt. Das produktgesteuerte Wachstum wird zur führenden Strategie für Software- und Infrastrukturunternehmen.
Bereits 2011 verfasste Venture Capital-Geber Marc Andreessen mit Überzeugung die Prognose:
Why Software Is Eating the World.
10 Jahre später zeigt sich, dass er mit dieser Annahme Recht behalten soll. Ob Film, Fotografie, ob privat oder in der Wirtschaft, Anbieter umfassender Software-Technologien lassen sich überall finden und sind in der heutigen Zeit unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Treibens. Die Entwicklung zur Digitalisierung betrifft somit nicht nur Onlineshopping oder Smartphones. Software-Technologien sind überall zu finden, Tech-Unternehmen sind derzeit in aller Munde und werden nachhaltig die Welt verändern, so die Prognose von Marc Andreessen.
Die Marktentwicklung unterstützt diese Prognose: reine Technologieanbieter mit starren Lösungen stehen aus Sicht der Kundenanforderungen weit hinter denen, die flexible Software-Lösungen liefern, die zwar auf einer standardisierten Basis aufbauen, jedoch individuell anpassbar sind. Oft sind Letztere aus produktifizierten Best-Practices im Projektgeschäft entstanden. Leider sind aber bei diesen Packaged Products noch ökonomische Nachteile der Agentur-Organisation bemerkbar. Der Transformationsprozess ist organisatorisch und inhaltlich anspruchsvoll. Nur wenigen gelingt der Wandel zum erfolgreichen Produktunternehmen.
Mit Blick auf die Produktifizierung ist somit zu hinterfragen, wie sich die „neuen“ Unternehmen am großen, breit gefächerten Technologiemarkt positionieren möchten:
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reiner Technologie-/ Software-Anbieter
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(Handels- oder B2B-Beschaffungs- und Vertriebstechnologie-) End-to-End-Lösungs-Anbieter
oder
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Anbieter von Gesamtlösungspaketen, in denen Technologie und Lösung kombiniert sind (Anbieter sind hier Microsoft -> Office Paket, Apple, Google, …). Dieser Ansatz nennt sich Best of Suite.
Best-of-Breed
Neben dem Best-of-Suite-Ansatz, der eine Lösung aus einer Hand bietet, existiert der Best-of-Breed-Ansatz. Dabei bildet eine Software die Basis des Gerüsts. Für ein funktionierendes System werden die einzelnen Lösungen integriert, wobei durch die „lose Kombination“ immer auf die besten Lösungen zurückgegriffen werden kann. Das ist von Vorteil, um die Technologien auswählen zu können, die am Markt am besten für den jeweiligen Anwendungsfall geeignet sind oder für die jeweilige Anforderung die beste Lösung bieten. Es ist also ein Ensemble der besten Lösungen. Somit ist der Best-of-Breed-Ansatz eine Kombination aus den Komponenten 1 und 2. Die im Hintergrund stehende Datenintegrationstechnologie verwaltet die Daten aus den Datensystemen der Unternehmen und gibt diese an die Best-of-Breed-Lösungen aus, bspw. einen Onlineshop, einen Chatbot, ein digitales Kassensystem.
Schaut man sich eine Betrachtung von ChiefMarTech an, wird sich der Technologie-Markt in den kommenden Jahren noch deutlich krasser verändern.
Die Differenzierung zwischen Best-of-Breed und Best-of-Suite ist nur der erste Schritt hin zu einer ausgeprägten Plattform-Ökonomie.
Dabei bezieht ChiefMarTech nicht nur reine Marketingtechnologie ein. Berücksichtigt werden vor allem auch Business-Software für Vertrieb, Produkt- und Kundendatenmanagement, bei der offene Plattformen die stabile Basis bilden, um losgelöste Services und Custom-Apps (also kundenspezifische Anwendungen) zu einer vollumfassenden, aber individuellen Softwarelösung zu integrieren. So lässt sich mithilfe einzelner, produktifizierter Komponenten auf die hochkomplexen Anforderungen im B2B-Sektor eine flexible und maßgeschneiderte Lösung finden. Man spricht auch von einer „Explosion von Anwendungen“ und jeder Anbieter dieser Anwendungen sieht sich als Software, oft auch als Software as a Service (SaaS)-Anbieter.
Und nun?
Was bedeutet dies nun zusammengefasst für die Transformationen von Agenturen? Lassen Sie uns kurz rekapitulieren: In Form von vier Artikeln (lesen Sie hier Teil 1, Teil 2 und Teil 3) habe ich Ihnen nun die Krise der Agenturen beschrieben, den notwendigen Wandel genauer erläutert und begründet, aktuelle Trends aufgeführt, Herausforderungen definiert und schlussendlich die Produktifizierung als Lösung identifiziert.
Der Wandel zum Technologieunternehmen ist, speziell und vor allem für Digitalagenturen, eine mögliche Zukunft. Denn die Dienstleistungen, mit denen sie schon aktuell nur schwierig Gewinne erzielen, machen die Unternehmen in Zukunft selbst, entweder durch Inhouse-Agenturen oder Low-Code-Lösungen. Also bleibe ich bei meiner steilen These: In 5 Jahren wird es die Agenturen, wie wir sie heute kennen, nicht mehr geben. Ok, vielleicht noch ein paar. Aber die Mehrheit hat (hoffentlich) ihr einzigartiges Know-how genutzt und sich in spannende, einzigartige Technologieunternehmen transformiert.
So wie wir.
Denn wie bereits erwähnt, habe ich mich nicht nur theoretisch mit dem Wandel der Agenturen auseinander gesetzt: Anfang 2021 wurde aus der Digital-Agentur Projekteins das Technologieunternehmen Projekteins mit dem Produkt ONE EXPERIENCE. Ein Prozess, der gut 3 Jahre gedauert hat. Das Ergebnis sehen Sie auf dieser Website.
Schauen Sie sich gerne noch weiter um.
Und wenn Sie Interesse haben, sich mit mir zu diesem Thema weiter auszutauschen, schreiben Sie mir entweder per Mail oder vernetzen Sie sich mit mir über LinkedIn oder Xing. Ich bin gespannt auf Ihre Sicht der Dinge.
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